Reguläre Öffnungszeiten

Täglich 10–20 Uhr
(auch an Sonn- und Feiertagen)

 

AUSNAHMEN
An jedem dritten Mittwoch des Monats
ist die Ausstellung zur AfterworkKH bis
22 Uhr geöffnet: 20.3., 17.4., 15.5., 19.6., 17.7. und 18.9.2024

So finden Sie uns

 

Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung
Theatinerstraße 8
(in den Fünf Höfen)
80333 München
T +49 (0)89 / 22 44 12
kontakt@kunsthalle-muc.de

Anfahrt

Frans Hals

und Haarlems Meister der Goldenen Zeit
13. Februar – 7. Juni 2009

Die Haarlemer Schule zu Gast in München

In Zusammenarbeit mit dem Frans Hals Museum in Haarlem zeigte die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung erstmals eine Ausstellung mit Meisterwerken aus der Goldenen Zeit der niederländischen Tafelmalerei. Für die Neuerungen in der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts spielten die Künstler in Haarlem eine führende Rolle. Über 120 Arbeiten von Hendrick Goltzius, Frans Hals, Jacob van Ruysdael, Pieter Saenredam, Jan Steen und vielen anderen Künstlern verdeutlichen, wie sich in jenen Jahren erstmals ein freier Kunstmarkt und damit Spezialisten für die verschiedenen Bildthemen entwickelten. Porträt, Landschaft, Stadtansicht, Marine, Stillleben und Genreszenen wurden in der Ausstellung vorgestellt. Neben einer außerordentlich großzügigen Gruppe von Leihgaben aus dem Frans Hals Museum – darunter die beiden noch nie in Deutschland gezeigten, weltberühmten Gruppenporträts der Regenten und Regentinnen des Altmännerhospizes von Frans Hals – kamen Meisterwerke der Haarlemer Schule aus vielen anderen öffentlichen und privaten Sammlungen Europas und der Vereinigten Staaten nach München.

Umbrüche im 16. Jahrhundert

Haarlem erlebte zwischen 1610 und 1630 eine grundsätzliche Neuentwicklung der Künste. Die Grundlagen hierzu stammten schon aus dem 16. Jahrhundert, als wichtige politische, soziale und religiöse Änderungen große Folgen für die nördlichen Niederlande hatten. Der Aufstand gegen Philipp II., der zum 80-jährigen Krieg (1568–1648) gegen Spanien führte, mündete 1588 in der unabhängigen Republik der Nördlichen Provinzen. Einige Städte erlangten dabei ungeheure Macht. Vom fortdauernden Krieg in den südlichen Niederlanden profitierte der Norden durch einen unablässigen Strom von Emigranten mit Erfahrung, Handelskontakten und Kapital. So blühte ab 1590 die Haarlemer Textilindustrie, wovon auch der Mittelstand profitierte.

Veränderungen im Bürgertum und bei den Künstlern

An diese neue Situation passten sich auch die Künstler an, wenngleich nach der Reformation die Kirche als wichtigster Auftraggeber wegfiel. Die Städte sprangen teilweise dafür ein, dafür konnten die reichgewordenen Patrizier und Handelsleute sich als neue Mäzene profilieren. Aber auch einfache Bürger erwarben nun auf Messen und Märkten Bilder. Große Altarstücke und komplexe allegorische Darstellungen traten daher in den Hintergrund. Neue Themen wurden populär: der Stadt, ihrer abwechslungsreichen ländlichen Umgebung, dem täglichen Leben, Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen galt nun das Interesse. Aber auch der Bürger selbst, aus allen sozialen Schichten wurde in Porträts und Alltagsdarstellungen festgehalten.

Diese neue Genremalerei wurde auch von den calvinistischen Predigten und deren biblisch inspirierter Bildsprache angeregt. Die Grafik spielte eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der modernen Gattungen und Haarlem konnte sich dabei auf eine lange Tradition als Verlags- und Druckereistadt stützen. Die Stichserien von Maerten van Heemskerck (1498–1574) und Hendrick Goltzius (1558–1616/17) waren weltweit bekannt und lockten viele Künstler nach Haarlem. 1583 kam der Maler und Theoretiker Karel van Mander (1548–1606) hierher und gründete mit Cornelis Cornelisz van Haerlem (1562–1638) und Hendrick Goltzius eine Akademie.

Einfluss von Frans Hals

Die Porträtmalerei revolutionierte der in Antwerpen geborene Frans Hals (um 1581–1666). Seit seiner Kindheit in Haarlem prägte er hier als genialer Meister seines Fachs die ganze Bildgattung, indem er Bewegung und Individualität der Dargestellten perfekt zum Ausdruck brachte. Diese Tradtion griff nach ihm Johannes Verspronck (1606/11–1662) und Jan de Bray (um 1627–1697) auf.

Wandel der Landschaftsmalerei

In der Landschaftsmalerei etablierten sich um 1610 Esaias (1590/91–1630) und Jan van de Velde (1568–1623) sowie Willem Buytewech (1591/92–1624) in Haarlem. Sie studierten in der Tradition von Pieter Breughel die Umgebung der Stadt und hielten ihre Eindrücke in Zeichnungen fest. Sie vertrieben auch Stiche, die das Haarlemer Umland pittoresk verherrlichten. Die realistischen Landschaftsmaler Jan van Goyen (1596–1656), Salomon van Ruysdael (1600/03–1670) und Pieter Molijn (1595–1661) gaben der holländischen Landschaft dagegen ihr wirkliches Gesicht. In der nächsten Generation dramatisierte Jacob van Ruisdael (1628/29–1682) dann das Genre.

Darstellung der fröhlichen Gesellschaft

Gartenpartien und fröhliche Gesellschaften waren die Spezialität von Esaias van de Velde, Willem Buytewech und Dirck Hals (1591–1656). Auf diesen neuen Typ der Genremalerei bauten Jan Miense Molenaer (um 1610–1668), Judith Leyster (1609-1660) und Hendrick Pot (um 1585–1657) auf. Zwischen 1627 und 1628 war der aus Oudenaarde stammende Adriaen Brouwer (1605/06–1638) in Haarlem tätig. In dieser kurzen Zeit führte er hier das Bauernstück mit Darstellungen von raufenden, saufenden und Karten spielenden Bauern ein. Adriaen van Ostade (1610-1685) und sein Bruder Isack (1621–1649) griffen dieses Thema auf, das außerordentlich populär wurde. Jan Steen (1626–1679) gehörte zur nächsten Generation der Genremaler und während seines Aufenthalts in Haarlem, zwischen 1660 und 1670, schuf er seine besten Arbeiten.

Neue Stillleben

Um 1610 malte Floris van Dijck die ersten Frühstücksstillleben und verarbeitete darin die internationale Entwicklung aus Mailand, Frankfurt und Antwerpen. Pieter Claesz (um 1597–1660) kam um 1620 von Antwerpen nach Haarlem und entwickelte hier seine typische realistischere Stilllebenmalerei. Willem Heda (1594–1680) arbeitete gleichzeitig in dieser Art, gemeinsam prägten sie lange Zeit das holländische Stillleben.

Historienmalerei

Pieter de Grebber (um 1600–1652/53), Salomon (1597–1664) und Jan de Bray (um 1627–1697) knüpften als Historienmaler an die Tradition des Hendrick Goltzius und Cornelis Cornelisz van Haerlem an. Obwohl nicht sehr innovativ, prägten sie den holländischen Klassizismus.

Mathematischen Perspektivstudien 

Auf Architekturmalerei spezialisierte sich zuerst Hendrick van Steenwijck und sein Sohn in Antwerpen. Pieter Saenredam (1597–1665) arbeitete mit Hilfe von mathematischen Perspektivstudien und wurde für seine Kircheninterieurs berühmt. Die Darstellungen des Haarlemer Rathauses, der Großen oder St. Bavokirche, der Stadttore, Marktplätze und Straßen visualisierte Gerrit Berckheyde (1638–1698).

Marinemalerei

Die Haarlemer Marinemalerei geht auf Hendrick Vroom (um 1566–1640) und seinen jüngeren Zeitgenossen Cornelis Claesz van Wieringen (um 1580–1633) und Cornelis Verbeeck (1590–1637) zurück und ist Ausgangspunkt für die Gattung des holländischen Seestücks.

Nach 1610 also begannen sich die niederländischen Künstler als Spezialisten in bestimmten Gattungen zu profilieren und erwarben sich so internationales Ansehen. Hierdurch entstand ein neuer Kundenkreis und der erste freie Kunstmarkt.

Mehr erfahren Weniger

Alle Ausstellungen

der Kunsthalle

Walt Disneys wunderbare Welt

und ihre Wurzeln in der europäischen Kunst
19. September 2008 – 25. Januar 2009

Diese faszinierende, multimediale Ausstellung bot überraschende Einblicke in die Bildwelt des Meistererzählers Walt Disney (1901–1966). Jeder kennt die großen Klassiker des Zeichentrickfilms, wie Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937), Fantasia (1940) oder Das Dschungelbuch (1967). Dennoch bemerken nur die wenigsten, wie tief die Bilder dieser Filme in der europäischen Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wurzeln. In der Gegenüberstellung von Originalzeichnungen, Malereien, Figurmodellen und Filmausschnitten des frühen Disney Studios (1928–1967) mit Gemälden und Skulpturen von Künstlern der deutschen Romantik, des französischen Symbolismus, der Viktorianischen Malerei und des Surrealismus zeigte die Ausstellung konkrete Verbindungen zwischen der populären und der hohen Kunst, zwischen Literatur und Film sowie zwischen der amerikanischen und europäischen Kultur.

Die Anfänge des Disney-Studios

Die Ausstellung begann mit einer Übersicht von Disneys Entwicklung des Zeichentrickfilms: Von den frühen Schwarz-Weiß-Kurzfilmen wie Steamboat Willie (1928) ging es zu seinem ersten großen Zeichentrickfilm Schneewittchen und die sieben Zwerge, der den internationalen Durchbruch für Disney bedeutete und das Medium der Animation auf das Niveau von Hollywood-Klassikern erhob. Anhand selten gezeigter Skizzen und Gemälde aus der Disney Animation Research Library in Los Angeles wurde die Pionierrolle des Disney Studios anschaulich gemacht. Dort arbeitete ein Team internationaler Künstler, denn Walt Disney selbst hatte das Zeichnen schon früh aufgegeben, um sich ganz seinem eigentlichen Talent, der Erzählkunst zu widmen. Er konzentrierte sich darauf literarische und künstlerische Quellen zu entdecken, die er dann von seinem Team hochbegabter Künstler in Meisterwerke der Animation umsetzen ließ.

Quelle der Inspiration

Als Walt Disney 1935 eine Reise nach Europa unternahm, erwarb er hier über 350 illustrierte Bücher, neben Märchenbänden auch Klassiker der Literatur- und Kunstgeschichte. Diese Bibliothek wurde zu einem wichtigen Grundpfeiler seines Studios: Künstler wie Albrecht Dürer, Pieter Breughel, Giovanni Piranesi, Honoré Daumier, Gustave Doré, Gustave Moreau, Victor Hugo, Arnold Böcklin, Franz von Stuck, Moritz von Schwind, Caspar David Friedrich und John Atkinson Grimshaw können anhand dieser Bibliothek als konkrete Inspirationsquellen für seine Zeichner nachgewiesen werden. Das gleiche gilt für die Arbeit Eugène Viollet-le-Ducs, die im 19. Jahrhundert zur Wiederentdeckung der gotischen Architektur führte. Der berühmteste Bau des bayerischen »Märchenkönigs« Ludwig II. ist Schloss Neuschwanstein. Seine Architektur war den Mitarbeitern Disneys, wenn nicht von Besuchen, so doch von Abbildungen bekannt.

Zeichner aus Europa

Für sein Studio engagierte Disney die besten Zeichner, viele von ihnen kamen aus Europa, wo sie eine klassisch-akademische Ausbildung absolviert hatten. So zum Beispiel der Schweizer Albert Hurter (1883–1942), der Schwede Gustaf Tenggren (1896–1970) oder der Däne Kay Nielsen (1886–1957). Sie kombinierten ihre Kenntnis der europäischen Kunst und Folklore verschiedenster Epochen mit den Einflüssen ihrer neuen Heimat Amerika. Dies war die ideale Voraussetzung für eine innovative Bildsprache, die dann die ganze Welt eroberte.

Dalí und Disney

In München wurden Meisterwerke der Animation, die zu Lebzeiten Disneys entstanden, Meisterwerken der europäischen Kunst gegenübergestellt. Mit dem Kurzfilm Destino, der auf eine Zusammenarbeit zwischen Walt Disney und Salvador Dalí zurückgeht, kulminierte dieser Austausch zwischen den Bildmedien. Die beiden Genies schätzten sich als Künstler gegenseitig und so beauftragte Disney den großen Surrealisten einen Kurzfilm zu gestalten, wofür Dalí zahllose Skizzen und Gemälde anfertigte. Der Film wurde erst nach dem Tod beider Künstler, 2003, realisiert. Diese Filmrarität war ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Unter dem Titel: Il était une fois Walt Disney, aux sources de l’art des studios Disney wurde diese Ausstellung unter der Leitung von Bruno Girveau, Guy Cogeval und Pierre Lambert für das Pariser Grand Palais und das Montreal Museum of Fine Arts konzipiert, wo die Schau 2006 und 2007 mit großem Erfolg zu sehen war. In Zusammenarbeit mit der Réunion des Musées Nationaux und dem Montreal Museum of Fine Arts wurde das Projekt für München und Helsinki neu gestaltet. Bruno Girveau, Chefkurator an der Pariser École Nationale Supérieure des Beaux-Arts, und Roger Diederen, Kurator der Kunsthalle, adaptierten diese außergewöhnliche Ausstellung für München mit beeindruckenden neuen Leihgaben. Die Ausstellung war im Anschluss noch im Helsinki City Art Museum zu sehen (25.2. – 31.5.2009). Neben vielen Leihgebern aus aller Welt danken wir besonders der Walt Disney Feature Animation Research Library und dem Musée d’Orsay für die großzügige Unterstützung des Projekts.

Mehr erfahren Weniger

Alle Ausstellungen

der Kunsthalle

Adolph Menzel

radikal real
16. Mai – 31. August 2008

Der Zeichner

Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung zeigte vom 16. Mai bis 31. August 2008 die Ausstellung »Adolph Menzel: radikal real«. Mit rund 230 Werken, darunter ca. 70 farbige Arbeiten und ca. 20 Fotografien, widmete sich in München erstmalig eine Ausstellung dem Zeichner und Maler Adolph Menzel (1815–1905). Das Projekt zielte darauf ab, dem Künstler Menzel über die Schulter zu schauen. Hierbei standen seine zahlreichen Skizzenbücher im Mittelpunkt, die das Werden und Wachsen seiner Bilder und Blätter anschaulich machen. Es war also der schöpferische Entstehungsprozess, der Weg von der ersten flüchtigen Wahrnehmung zur durchgearbeiteten Komposition, der für den Besucher nachvollziehbar gemacht wurde. Ganz bewusst wurden die bekannten historischen Bilder wie auch das umfangreiche druckgrafische Werk Menzels ausgespart, um einen frischen Blick auf den überragenden deutschen Realisten als Zeichner und Maler zu ermöglichen. Seine Form- und Ideenfindung wurde damit zum eigentlichen Ausstellungsgegenstand.

Menzels Sujets

Wie der Ausstellungstitel »radikal real« bereits anklingen lässt, stand im Mittelpunkt die Frage, wie Menzel die Wirklichkeit sah, wie er anhand seiner Skizzen Regie über die Realität führte. Dies wurde anhand von fünf Kapiteln deutlich gemacht: Zum Auftakt wurde Menzels Person und Lebenswelt vorgestellt. Porträts seiner Familie und von Freunden gaben Aufschluss über sein näheres soziales Umfeld. Das darauf folgende Kapitel »Unerbittlich wahrhaftig« stellte den obsessiven Zeichner vor, der weder vor Nichtigkeiten des Alltags, wie ungemachten Betten oder verlassenen Hinterhöfen, noch vor Abseitigem, wie dem Blick ins Pissoir oder in die geöffnete Gruft, zurückschreckt. Dem Wesen der Skizzenbücher entsprechend spielten auch Reisen eine wichtige Rolle in Menzels Leben. Ausgewählt wurden für die Münchner Schau Menzels Fahrten von Berlin nach Bayern, Salzburg und über die Alpen nach Verona. Dort festgehaltene Eindrücke wurden in der Ausstellung zu einem zentralen Kapitel zusammengestellt, und die Stadt München erhielt dadurch anlässlich ihres 850. Gründungsjubiläums auch eine noble Hommage aus der Sicht des Berliner Künstlers.

Teatrum Mundi

Im nachfolgenden Abschnitt »Teatrum Mundi« blätterte sich Menzels Welttheater in seinen sakralen wie profanen Seiten auf. Der Künstler zeigt sein gesellschaftliches Umfeld bei festlichen Veranstaltungen wie Oper oder Ball, aber auch die barocke Inszenierung kirchlicher Interieurs, das intime Gebet oder die festliche Prozession entgehen nicht seinem vielseitigen Interesse. Im Epilog trat der Künstler selbst noch einmal in den Fokus, denn auch vor sich selbst macht der radikale Beobachter nicht Halt: Eindringliche Selbstbildnisse aus allen Lebensphasen belegen das ebenso wie der höchst modern anmutende Blick des Künstlers auf den eigenen Körper. Die Studien seiner Hände und Füße radikalisieren den Begriff des »Selbstporträts«.

Der neue Blick

So bot die Ausstellung eine phänomenale Vielfalt und anhand zahlreicher, oftmals auch der Forschung wenig bekannter Werke einen Überblick über Leben und Werk dieses überaus kreativen Zeichners und Malers von europäischem Rang.

Ausgehend von dem so reichen Bestand des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, das als Hauptleihgeber und Kooperationspartner gewonnen werden konnte, hatten die Kuratoren der Ausstellung, Dr. Bernhard Maaz von der Alten Nationalgalerie in Berlin und Dr. Christiane Lange, gemeinsam dieses Konzept entwickelt. Die Hypo-Kulturstiftung förderte parallel dazu das konservatorisch und wissenschaftlich notwendige Projekt der Digitalisierung von Menzels Skizzenbüchern. Einige der digitalisierten Skizzenbücher konnte der Besucher in der Ausstellung am Computer erstmals »durchblättern«.

Zur Ausstellung erschien ein Katalog im Hirmer Verlag, München. Alle ausgestellten Werke wurden darin farbig reproduziert. Er enthält Beiträge von Sigrid Achenbach, Hélène Hiblot, Claude Keisch, Christiane Lange und Bernhard Maaz.

Mehr erfahren Weniger

Alle Ausstellungen

der Kunsthalle

Mark Rothko

Retrospektive
8. Februar – 31. August 2008

Der Abstrakte Expressionismus in der Welt der Kunst

Mark Rothko ist einer der bedeutendsten amerikanischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Bekannt sind seine meist großformatigen Gemälde mit horizontal geschichteten Farbflächen. Solche meditativen Abstraktionen gelten heute als Synonyme für den Abstrakten Expressionismus. Unter dem Schlagwort New York School übernimmt die amerikanische Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg analog zur Vormachtstellung der Vereinigten Staaten im politischen und wirtschaftlichen Bereich mit diesem Stil auch die Führung in der Welt der Kunst.

Rothkos Leben und Werk

Rothko hat sich jedoch zeitlebens dagegen gewehrt, als Maler abstrakter Bilder vereinnahmt zu werden. 1903 als Marcus Rothkowitz in Russland geboren, kommt er als Zehnjähriger mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten. Nach Studien in Yale und an der New School of Design in New York, beginnt er ab 1930 als Künstler zu arbeiten. Ganz allmählich tastet er sich von figurativen Anfängen über den Surrealismus zu reinen Farbkonstellationen heran. Man erkennt in seinen frühen städtischen Szenen bereits Experimente mit formalen Reduktionen und es wird deutlich, wie sich seine surreal-biomorphen Formen zu immer kompakteren Farbwolken, so genannten »multiforms« bündeln. Diese markieren Ende der 1940er Jahre den Übergang zu seinem genuinen Bildschema, den sich überlagernden Farbschleiern, die durch das Durchscheinen der Schichten zu räumlicher Wirkung gebracht werden. Wenn auch von allem Abbildlichen befreit, verbindet der Künstler seine Bilder weiter mit inhaltlichen Vorstellungen.

Farbensembles 

Auch vollkommen ungegenständliche Gemälde will er daher stets als etwas Konkretes verstanden wissen. Seine aus dem Rechteck entwickelten Formgefüge sorgen durch ihre Proportionen zueinander und die Zusammenstellungen ihrer Farben für einen von jedem Betrachter individuell erfahrenen Bildausdruck, den der Künstler als Bedeutungsgehalt versteht. Die als harmonisch oder spannungsgeladen, leuchtend oder düster, dominant oder gleichgewichtig empfundenen Farbensembles von Mark Rothko sind gleichzeitig Auslöser und künstlerischer Reflex psychischer Stimmungswerte. Das Schwarz in seiner Farbskala steht für die Leere und das Nichts. Die in seinem letzten Lebensjahrzehnt entstehenden »Blackform«- und »Black on Gray«-Paintings setzen eine radikale Zäsur und stehen auch für Verweigerung. Eine zu offensichtliche Schönheit wird zugunsten ikonischer Strenge zurückgenommen. Schwärze steht deshalb weniger für Depression und Krankheit, als für eine maximale Leistung des Betrachters, der so unausweichlich mit der elementaren Tragik dieser letzten Werke konfrontiert wird. Es ist deshalb wohl nicht falsch, diese in ihrer unausweichlichen Konsequenz als letzte geschlossene Bildserie zu verstehen und sie als eine Art Vermächtnis vor dem Freitod von 1970 zu lesen.

Selten in Deutschland vertreten

Mark Rothko ist in europäischen Sammlungen nur selten vertreten. Wenige deutsche staatliche Museen, wie in Berlin, Düsseldorf oder Stuttgart besitzen überhaupt ein Gemälde von ihm. Aufgrund der extremen Empfindlichkeit seiner sensiblen Bildoberflächen und der exorbitanten Entwicklung auf dem Kunstmarkt, ist es absehbar, dass eine groß angelegte Überblicksausstellung, wie sie in München und Hamburg gezeigt wurde, für lange Zeit nicht mehr in Europa zu realisieren sein wird. Umso größer ist der Dank an Kate Rothko Prizel und Christopher Rothko, die beiden Kinder des Künstlers, ohne deren Unterstützung dieses ambitionierte Projekt nicht zustande gekommen wäre. Die Rekonstruktion des Rothko-Raums auf der Biennale in Venedig 1958 war Ausgangspunkt für eine Ausstellung im Palazzo delle Esposizioni, die in Rom zu sehen war. Oliver Wick, der unter anderem schon die bedeutende Rothko-Ausstellung in der Fondation Beyeler 2001 realisierte, erarbeitete als wissenschaftlicher Kurator auch die italienische Präsentation.

Aus Rom kommend

Aufgrund seines Engagements konnte die römische Ausstellung modifiziert werden und wandert in veränderter Form 2008 nach München und Hamburg. 20 Jahre nach der bislang einzigen Retrospektive – 1988 in Köln – und knapp 40 Jahre nach der ersten Museumsausstellung in Deutschland – 1971 in Berlin – war es höchste Zeit, das Gesamtwerk von Mark Rothko mit über 100 Gemälden und Papierarbeiten dem deutschen Publikum noch einmal umfassend zu präsentieren. Mit Schlüsselwerken der Moderne und vielen bisher nicht öffentlich gezeigten Bildern wurde Mark Rothko einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und den Kennern seines Werks das Erlebnis der Abstraktion in höchster Intensität erfahrbar gemacht.

Zur Ausstellung in Deutschland erschien ein eigener Katalog im Hirmer Verlag München mit Abbildungen sämtlicher ausgestellter Werke und Texten von Gottfried Böhm, Hubertus Gaßner, Karin Koschkar, Christiane Lange, Renée Maurer, Jessica Stewart, Christopher Rothko und Oliver Wick.

Mehr erfahren Weniger

Alle Ausstellungen

der Kunsthalle

Im Zeichen des Goldenen Greifen

Königsgräber der Skythen
26. Oktober 2007 – 20. Januar 2008

Die Skythen und die mit ihnen verwandten nomadischen Völker prägten vom 8. bis 3. vorchristlichen Jahrhundert die Geschichte des eurasischen Steppenraums. In der vom Deutschen Archäologischen Institut und dem Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin konzipierten und organisierten Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg realisiert wurde, wurde erstmals weltweit in umfassender Weise die Geschichte und Kultur dieser Reitervölker von ihren Ursprungsgebieten entlang des Jenissei bis an die Tore Mitteleuropas präsentiert. »Im Zeichen des goldenen Greifen. Königsgräber der Skythen« stand unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Von Sibirien bis zum Schwarzen meer

Mächtige, so genannte Kurgane prägen die eurasische Steppenlandschaft. In solchen Grabhügeln wurden Könige und Fürsten unter größtem Aufwand bestattet. Im Mittelpunkt der Ausstellung stand die bedeutendsten Prunkinventare aus den Fürstengräbern der einzelnen Regionen: neben Funden aus dem südlichen Sibirien, dem Altaigebirge, dem Südosten Kasachstans und der Region des südlichen Ural waren auch Schätze aus Kurganen östlich und nördlich des Schwarzen Meeres zu sehen.

Tiefe Einblicke durch natürliche konservierung

Neueste Grabungen haben spektakuläre Funde hervorgebracht: So haben die Dauerfrostböden in den Höhen des Altaigebirges Mumien so hervorragend konserviert, dass Tätowierungen der Haut ebenso wie Teile der Kleidung erhalten sind. Zier- und Gebrauchsgegenstände wie Waffen und Rüstungsteile oder Pferdegeschirr aus Gold und Silber, Holz, Leder oder Textilien vervollständigen das Bild einer versunkenen Epoche. Exponate aus Mittel- und Südosteuropa machen deutlich, dass bereits um die Mitte des 1. Jahrtausends vor Christus ein enger Austausch zwischen Europa und Asien stattfand, ja ein eurasischer Kulturkomplex existierte. In diesem groß angelegten Projekt wurde erstmals ein umfassendes Bild der Skythen vermittelt, das uns aufgrund ihrer schriftlosen Kultur bislang in vieler Hinsicht verborgen war. Neben den archäologischen Hinterlassenschaften der Skythen wurden auch neueste Forschungserkenntnisse präsentiert.

Wir danken den Museen und Institutionen aus Deutschland, Kasachstan, Rumänien, Russland, Ungarn und der Ukraine, die sich an der Vorbereitung und Durchführung des Projekts beteiligt haben. Allein durch ihre Hilfe wurde möglich, dass zahlreiche einzigartige Objekte erstmals dem deutschen und europäischen Publikum präsentiert werden können.

Mehr erfahren Weniger

Alle Ausstellungen

der Kunsthalle

Das ewige Auge: von Rembrandt bis Picasso

Meisterwerke der Sammlung Jan Krugier und Marie-Anne Krugier-Poniatowski
20. Juli – 7. Oktober 2007

Sammlungen zu Besuch in der Kunsthalle

Im Sommer 2007 zeigte die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung mit rund 250 Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen, die bisher größte Auswahl aus der einmaligen Sammlung von Jan Krugier und Marie-Anne Krugier-Poniatowski. Damit wurde eine lose Reihe von Ausstellungen fortgesetzt, die private Sammler und damit sehr unterschiedliche, aber jeweils sehr persönliche Auseinandersetzungen mit Kunst und Kunstgeschichte in München vorgestellt haben. Den Auftakt machte Karl-Ernst Osthaus, der als Gründer des Museum Folkwang 2004 in der Kunsthalle mit seinen Schätzen präsentiert wurde. Nach Henri Nannen und seiner Kunsthalle in Emden stand mit dem Ehepaar Krugier-Poniatowski eine bislang noch nicht öffentlich zugängliche Sammlung im Blickpunkt. Ergebnis ihrer 40-jährigen Sammeltätigkeit sind Meisterwerke von Künstlern wie Bonnard, Carracci, Cézanne, Delacroix, Friedrich, Géricault, Goya, Klee, de Kooning, Manet, Matisse, Parmigianino, Picasso, Rembrandt, Turner, Watteau und vielen anderen.

Intimer Dialog der Zeichnungen

Ausgangspunkt war der Erwerb einer Zeichnung von Seurat im Jahr 1968. Jan Krugier und seine Frau, die Künstlerin Marie-Anne Krugier-Poniatowski, Prinzessin aus polnischem Hochadel, haben seither aus ihrer Faszination für die häufig eher stillen Arbeiten auf Papier eine sehr persönliche Kunstsammlung zusammengetragen. Die künstlerische Wirkungskraft der Linie, die in monochromen Tonabstufungen die Modellierung von Licht und Schatten erzeugt, ist für alle Künstler, ob Maler oder Bildhauer eine grundlegende Technik. In diesem intimen Medium haben sie oft ihre großartigsten Leistungen vollbracht. Neben den Arbeiten auf Papier runden erstrangige Gemälde und Skulpturen sowie Kunstwerke außereuropäischer Kulturen diese in Fachkreisen längst weltberühmte Sammlung ab. Mit großer Kennerschaft und unbestechlichem Auge haben Jan Krugier und seine Frau eine Kunstkammer aufgebaut, die über Länder- und Epochengrenzen hinweg Verknüpfungen und Nachbarschaften anschaulich macht. Durch solchen Dialog wird gleichsam die Essenz von Kunst als Notwendigkeit des Menschlichen vergegenwärtigt, denn das Sammeln von Kunst erlaubt Jan Krugier die Albträume seines Lebens zu bewältigen. Für ihn ist Kunst eine Möglichkeit, sich mit jener Menschheit zu versöhnen, deren Abgründe er früh kennen lernen musste. 1928 in der Nähe von Warschau geboren, hat der damals 17 Jährige als einziges Mitglied einer Jüdischen Familie das Konzentrationslager überlebt. Aufgenommen von einer Schweizer Freundin der Familie, lebt er zunächst in Zürich. Sein Wunsch Künstler zu werden führt ihn zu Alberto Giacometti, der zu einem echten Freund und prägenden Vorbild wird. Krugier folgt ihm 1947 nach Paris und lässt sich von ihm davon überzeugen, einen anderen, als den geplanten Lebensweg einzuschlagen. So lässt Jan Krugier das Künstlerdasein hinter sich, und betreibt eine bis heute weltweit führende Galerie in Genf.

Sammeln als humanistische Bildung

Durch ein geradezu symbiotisches Kunstverständnis hat das Ehepaar Krugier-Poniatowski gemeinsam eine Kollektion von gleichermaßen historischer Breite wie Tiefe aufgebaut: Sie reicht von Jacopo Bellini und Cosmè Tura bis zu Edward Hopper und Robert Rauschenberg und ist trotzdem keine beziehungslose Anhäufung von Meisterwerken, obwohl sie zweifellos an solchen überreich ist. Der Dialog zwischen den Kunstwerken aus verschiedenen Epochen definiert nicht nur das Kunstverständnis der beiden Sammler, sondern das Wesen der Sammlung selbst. Die Einsicht in die künstlerische Verwandtschaft zwischen Kriegsverbrechen, dargestellt von Goya, und einem fragmentierten Körper, wie ihn Bacon zeigt, gründet in der Tatsache, dass Bestialität und Grausamkeit in der Geschichte der Menschheit eine zutiefst existenzielle Bedingung darstellen. Umgekehrt birgt die Kunst aber auch die rettende Kraft der Schönheit, wie sie im Klassizismus eines Ingres hervorgehoben wird, und einige Generationen später von einem Picasso wieder neu definiert wird. So sind es auch nicht äußerliche oder formale Gemeinsamkeiten, die Jan Krugier und Marie-Anne Krugier-Poniatowski veranlassen, europäische Skulptur mit denselben Augen zu sehen wie ägyptische oder afrikanische. Die Sammlung Krugier-Poniatowski erhellt mehr als nur Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zwischen der Renaissance und der Moderne, zwischen Rembrandt und Claude Lorrain. Die Sammlung ist Symbol und Ausdruck eben jenes Humanismus, der schon seit der Aufklärung dazu drängte, um der Bildung des Geistes, der Sinne und des Herzens willen die bedeutendsten Zeugnisse der Kunst zu sammeln.

Es erschien ein umfangreicher Katalog mit Abbildungen und Beschreibungen sämtlicher ausgestellter Werke und kurzen biografischen Hinweisen zu allen Künstlern.

Mehr erfahren Weniger

Alle Ausstellungen

der Kunsthalle

Serge Poliakoff

Retrospektive Hommage an Peter Ade
27. April – 8. Juli 2007

Der Beginn der ungegenständlichen Kunst

Nach dem 2. Weltkrieg setzt sich innerhalb der bildenden Kunst die ungegenständliche Malerei durch. Gefördert durch den Kalten Krieg, dessen Propaganda eine untrennbare Verknüpfung von Abstraktion gleich Freiheit und Realismus gleich Diktatur suggeriert, dominiert in Westeuropa ebenso wie in den USA von offizieller Seite die Abstraktion. Paris wird in den 1950er Jahren ein letztes Mal Zentrum der Kunstwelt und die Kompositionen eines russischen Emigranten, der in der französischen Metropole arbeitet stehen bis heute für diesen Siegeszug der so genannten zweiten École de Paris.

Das Leben des Serge Poliakoff

Serge Poliakoff, 1900 in Moskau geboren, verlässt bereits 1917 in den Wirren der Oktoberrevolution seine Heimat. Auf abenteuerlichen Wegen gelangt er schließlich nach Paris, die Stadt, in der er bis auf wenige Jahre sein Leben verbringen wird. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich zunächst als Gitarrespieler in Kabaretts. Daneben besucht er Kunstschulen in Paris und London und widmet sich immer mehr der Malerei. Durch freundschaftlichen Kontakt zu Künstlern wie Wassily Kandinsky, Otto Freundlich oder Robert und Sonia Delaunay setzt er sich mit den verschiedenen Strömungen der Avantgarde auseinander. So findet er nach figurativen Anfängen rasch zu seinem persönlichen Ausdruck: der für ihn typischen Vorherrschaft von Form und Farbe. Mit den Jahren konzentrieren sich seine Kompositionen auf immer weniger Farben, und finden ihren Höhepunkt in seinen rein monochromen Werken. Stets kehren Gelb, Rot und Blau wieder, was den Einfluss mittelalterlicher Glasfenster ebenso erkennen lässt, wie Anklänge an Fauvismus und Orphismus. Diesem Ansatz bleibt Serge Poliakoff mit beeindruckender Kontinuität treu. Internationale Ausstellungen und Ehrungen markieren seit den 1950er Jahren seinen zunehmenden Erfolg; er stirbt am 12. Oktober 1969 in Paris.

Farbenkompositionen

Die Basis von Poliakoffs Arbeiten bilden einfache, sich puzzelartig verschränkende Formen, aus denen, in Kombination mit der Wirkung der reinen Materialität der Farbe, einzelne Kompositionen entstehen. Sowohl seine russische Herkunft als auch die frühe Begegnung mit Ikonen und die intensive Beschäftigung mit Musik und Rhythmus bilden dabei eine wichtige Grundlage. Der Erfolg von Poliakoff basiert vor allem auf der Harmonie und der Leuchtkraft seiner subtilen Farbkompositionen, die er gleichzeitig konsequent wie einzigartig vollzieht. Äquivalente zur Tonalität der Musik finden sich in den Farbklängen seiner Malerei ebenso, wie eine nahezu sakrale Harmonie.

Poliakoff ein Klassiker

Poliakoff ist heute längst ein Klassiker, und dennoch wurde er in Deutschland vergleichsweise selten gezeigt – es war also höchste Zeit für eine Retrospektive. Gemeinsam mit dem Sohn des Künstlers, Alexis Poliakoff, und der Kunsthalle in Emden wurde eine Präsentation mit rund 100 Gemälden und Gouachen des Künstlers zusammengestellt, die nicht nur seine künstlerische Entwicklung, sondern auch die enorme Formen- und Farbenvielfalt seines Œuvres veranschaulichte. Dem ersten Band des Catalogue Raisonné (1922–1954), der 2005 von Alexis Poliakoff herausgegeben wurde, folgte anlässlich dieser Retrospektive der zweite (1955–1962).

Die Anregung zu diesem Projekt stammte noch von Peter Ade, dem ersten Direktor der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, der im Herbst 2005 in hohem Alter gestorben ist. Seinem Andenken war die Präsentation in München gewidmet. Die Ausstellung begleitete ein Katalog aus dem Hirmer Verlag München mit Abbildungen sämtlicher ausgestellter Werke sowie eigens verfassten Beiträgen von Siegfried Gohr, Katharina Henkel, Karin Koschkar, Nils Ohlsen, Alexis Poliakoff und Gerard Schneider.

Mehr erfahren Weniger

Alle Ausstellungen

der Kunsthalle

Nolde bis Beckmann – Jorn bis Richter

Die Kunsthalle in Emden zu Gast in München
19. Januar – 15. April 2007

Die Kunsthalle Emden als lebendige Begegnungsstätte

Henri Nannen ist in Deutschland bekannt als Gründer und langjähriger Chefredakteur des Stern. Gemeinsam mit seiner Frau Eske errichtete er 1986 in Emden, ihrer beider Heimatstadt an der Nordsee, »eine lebendige Begegnungsstätte zwischen Bürgern und Bildern«. Nannen wollte seine Leidenschaft für die Kunst mit der Öffentlichkeit teilen und stiftete daher nicht nur seine umfangreiche Sammlung mit Werken von der klassischen Moderne bis zur Kunst der Gegenwart, sondern wendete sein gesamtes persönliches Vermögen auf, um die Kunsthalle in Emden zu bauen.

Fokus auf das Expressive und Realistische

Der Schwerpunkt seines Kunstinteresses lag einerseits in expressiven Ausdrucksformen, andererseits in einem magisch-realistischen Blick. So knüpfen an die Meisterwerke von Künstlern der »Brücke« und des »Blauen Reiter« gestische Arbeiten der Zeit nach 1945 an. Neben den großen Vertretern des »Informel« liegt in Emden ein besonderer Akzent bei den Künstlern der Gruppen »Cobra« und »Spur«, was auf die großzügige Schenkung des Münchner Galeristen Otto van de Loo zurückgeht, der vierzehn Jahre nach Eröffnung Teile seiner Sammlung an die Kunsthalle in Emden angliederte. Neben diesen verschiedenen Spielarten des Expressiven interessierte sich Nannen jedoch auch stets für den Realismus, der sich bei Künstlern wie Kolbe, Scharl oder Radziwill ebenso findet wie im großen Block russischer Malerei aus der Zeit der Perestroika, die der Sammler kurz vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs für sich entdeckte. Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung hat mit über 100 Gemälden, Papierarbeiten und Skulpturen erstmals diese von persönlicher Leidenschaft geprägte Sammlung in München vorgestellt.

Mehr erfahren Weniger

Alle Ausstellungen

der Kunsthalle

Auguste Rodin

Der Kuss – Die Paare
22. September 2006 – 7. Januar 2007

Ausgangspunkt für diese Ausstellung war Rodins Hauptwerk Der Kuss: eine Ikone körperlicher, sinnlicher Liebe. Dem verbreiteten Bild von Rodin als »homme à femmes« wurde von der Kuratorin der Ausstellung, Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet, eine neue Betrachtung entgegengestellt, indem erstmals das Thema des Paares ausgiebig untersucht wird. Rodins Verhältnis zur Frau als Muse und Inspirationsquelle erscheint wesentlich vielschichtiger als bisher dargestellt.

Interpretationen und Anspielungen

Neben Mann und Frau, Mutter und Kind, Künstler und Muse und Frauenpaaren ist Rodins Werk reich an allegorischen, mythologischen und literarischen Paaren. Ausgehend von der Höllenpforte mit ihren flankierenden Figuren des ersten Menschenpaares, Adam und Eva, wird eine Anthologie unterschiedlichster Darstellungen von Liebespaaren entwickelt, die nahezu das gesamte Werk des großen Bildhauers begleitet. Meditative wie ekstatische Zustände werden von Rodin beleuchtet und bildhauerisch sensibel umgesetzt. Neben 38 Skulpturen in Stein, Marmor oder Bronze aus allen Schaffensphasen waren Zeichnungen und Fotografien zu sehen sein.

Mehr erfahren Weniger

Alle Ausstellungen

der Kunsthalle

Zurück zur Figur

Malerei der Gegenwart
2. Juni – 27. August 2006

Malerei als Ausdrucksform im 21. Jahrhundert

Der Kunstmarkt verzeichnet seit einigen Jahren eine weltweite Rückkehr zur gegenständlichen Malerei. Unglaubliche Preise werden für Bilder junger Künstler bezahlt, sofern sie das Etikett »Leipziger Schule« tragen. Doch figurative Malerei ist alles andere als eine neue Mode. Die Moderne verlief von Anfang an in parallelen Strängen, sowohl in der großen Linie der Abstraktion wie in der der Figuration. Obwohl im 20. Jahrhundert unzählige Male für tot erklärt, ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts deutlicher denn je, dass die Malerei als Medium auch für junge Künstler immer eine wichtige Ausdrucksform bleibt.

Entstanden nach der Jahrtausendwende

Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung zeigte daher im Sommer 2006 eine große Gruppenausstellung mit etwa 120 Bildern von über 80 internationalen Künstlern. Das Auffächern der ganzen Bandbreite figurativer Malerei ermöglichte ein erstes Resümee auf den Malerei-Boom seit der Jahrtausendwende. Konzentriert auf das Bild des Menschen verdeutlichte diese Zusammenstellung in sechs Kapiteln, an welche kunsthistorischen und thematischen Traditionslinien dabei angeknüpft wird. Dabei waren sowohl Stars der Kunstszene, als auch noch völlig unbekannte Künstler vertreten. Wichtig war nicht das Alter des Künstlers, sondern die Datierung des Werkes, das nach 2000 entstanden sein muss, um in die Ausstellung aufgenommen zu werden.

Die Kuratoren der Ausstellung, Prof. Dr. Florian Matzner und Dr. Christiane Lange, verdeutlichten durch die Zusammenstellung, an welche kunsthistorischen Traditionslinien bzw. geistigen Väter die jungen Maler anknüpfen.

»Zurück zur Figur« ermöglichte dadurch dem breiten Publikum eine Entdeckungsreise und bot dem Kenner der Szene eine kritische Bilanz des gegenwärtigen »Malerei-Booms«.

Mehr erfahren Weniger

Alle Ausstellungen

der Kunsthalle