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(auch an Sonn- und Feiertagen)

 

AUSNAHMEN
An jedem dritten Mittwoch des Monats
ist die Ausstellung zur AfterworkKH bis
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Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung
Theatinerstraße 8
(in den Fünf Höfen)
80333 München
T +49 (0)89 / 22 44 12
kontakt@kunsthalle-muc.de

Anfahrt

Hammershøi und Europa

Ein dänischer Künstler um 1900
15. Juni – 16. September 2012

»… dieser moderne nordische Vermeer …« 

Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung zeigte den dänischen Künstler Vilhelm Hammershøi (1864-1916) erstmals in München. Die Retrospektive mit über 100 herausragenden Werken bot nicht nur einen Überblick über alle Schaffensphasen, sondern stellte den Maler der Stille und des Lichts auch im Kontext seiner europäischen Zeitgenossen um 1900 vor.

Eine neue Perspektive

In den vorhergehenden Jahren hatten Präsentationen in Paris, London, Hamburg, New York und Tokio verdeutlicht, dass Hammershøi der wichtigste dänische Künstler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist. Über 30 ausgewählte Gemälde von Künstlern wie Fantin-Latour, Matisse, Munch, Seurat und Whistler positionierten den Dänen nun auch im internationalen Vergleich. Hammershøi war meistens als Einzelgänger in der dänischen Kunst betrachtet worden – eine monumentale Gestalt, die über ihren Zeitgenossen stand und sowohl im nationalen wie internationalen Kontext ihresgleichen suchte. Die Ausstellung hatte sich zum Ziel genommen, diese enge Perspektive erweitern.

Hammershøi in internationalem Kontext

Die Präsentation zeigte neben einer intensiven Auseinandersetzung mit dem wesentlichen Charakter von Hammershøis Malerei, also seiner limitierten Farbpalette, der trockenen Pinselführung und der angespannten Atmosphäre in seinen Darstellungen, auch seine zentralen Themen: die isolierte Figur im heimischen Interieur, der leere Raum, die verlassene Stadt und die nüchterne Landschaft. Diese Werkgruppen standen im Dialog mit Arbeiten von ausländischen Künstlern, um zu verdeutlichen, welche herausragende Position der Däne in der europäischen Malerei um 1900 einnahm. Dabei wurden zum einen unbestreitbare Vorbilder aufgespürt, zum anderen aber auch wechselseitige Einflüsse verschiedener Künstler veranschaulicht. So wird nachvollziehbar, welche ähnlichen Ideale, Ängste und Wünsche zu dieser Zeit um die Jahrhundertwende die Menschen in ganz Europa beschäftigten. Parallelen fanden sich vor allem im internationalen Symbolismus und beziogen sich auf Phänomene wie Stimmungen oder die schiere menschliche Existenz, im Gegensatz zu rein narrativen Elementen. In diesem Sinne ähnlich zu Hammershøi sind die Franzosen Eugène Carrière, Pierre Puvis de Chavannes, Henri Fantin-Latour und Georges Seurat, die Deutschen Hans am Ende und Fritz Overbeck, die Niederländer Eduard Karsen und Willem Witsen, die Belgier Fernand Khnopff und Xavier Mellery, der Italiener Luigi Selvatico, der Pole Jósef Pankiewicz, der Norweger Edvard Munch und der Amerikaner James Abbott McNeil Whistler. Aber natürlich traten auch Gemälde von dänischen Künstlern wie Anna Ancher, Svend Hammershøi, Carl Holsøe oder Peter Ilsted in einen spannungsreichen Bezug zu seinen Bildern.

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Statens Museum for Kunst in Kopenhagen organisiert, das Konzept der Ausstellung stammte von Kasper Monrad, Chefkurator am Statens Museum for Kunst. Für die Realisierung der Präsentation in München war Roger Diederen, damaliger Kurator der Kunsthalle München, verantwortlich.

Zur Ausstellung erschien ein umfassendes und reichhaltig illustriertes Katalogbuch im Prestel Verlag. Grundlegende Beiträge ausgewiesener Experten positionieren darin anhand der ausgestellten Werke den dänischen Künstler in seinem künstlerischen und historischen Kontext.

Die Ausstellung in München stand unter der Schirmherrschaft Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Benedikte von Dänemark.

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der Kunsthalle

Georgia O’Keeffe

Leben und Werk
3. Februar – 13. Mai 2012

Die Kunsthalle München zeigte die erste umfangreiche Retrospektive der amerikanischen Künstlerin Georgia O’Keeffe (1887–1986) in Deutschland. Rund 75 Gemälde, Papierarbeiten und Skulpturen gaben einen Überblick ihres Schaffens. Begleitet von 50 Fotografien u. a. von Alfred Stieglitz, Arnold Newman, Paul Strand und Ansel Adams wurde nicht nur die Künstlerin als Person sondern auch die Landschaften, die sie prägten, lebendig.

Die wegweisende Pionierin der amerikanischen Kunst war zuvor in Europa erstaunlich selten gezeigt worden. Dank der Zusammenarbeit mit dem Georgia O’Keeffe Museum in Santa Fe, war diese außergewöhnliche Ausstellung möglich, die in drei europäischen Ländern zu sehen war. Nach der ersten Station in Rom in der Fondazione Roma/Palazzo Cipolla wurd die Schau im Anschluss an München noch im Helsinki City Art Museum präsentiert.

Stationen eines Künstlerlebens

Barbara Buhler Lynes, Kuratorin des Georgia O’Keeffe Museums und Herausgeberin des Werkverzeichnisses der Künstlerin, hat diese Retrospektive über mehrere Jahre erarbeitet. Ihre Auswahl stellte mit prägnanten Beispielen alle Werkphasen O’Keeffes vor: Auf erste abstrakte Arbeiten der 1910er Jahre und Gemälde mit Blumen und Naturformationen der 1920er folgten die berühmten Stadtansichten New Yorks und Bilder von Lake George. Die weiten Landschaften New Mexicos, die dort typische Architektur und Stillleben mit Tierschädeln bildeten einen Höhepunkt, doch auch die großformatigen Arbeiten ihres Spätwerks fehlten nicht in dieser Ausstellung. Im Dialog mit den Fotografien sowie Filmen und Arbeitsmaterialien der Künstlerin, die erstmals außerhalb des O’Keeffe Museums gezeigt wurden, konnten Leben und Werk dieser außergewöhnlichen Frau gleichermaßen veranschaulicht werden.

Der amerikanische Westen

In den 1920er Jahren revolutioniert O’Keeffe die traditionelle Blumenmalerei, indem sie großformatige Bilder von Blüten malte, die sie wie durch eine Lupe gesehen aus der extremen Nahsicht zeigte. Ihre Gemälde von Gebäuden in New York, die zumeist aus derselben Zeit stammen, gelten als die amerikanischen Großstadtbilder schlechthin. Bereits 1929 verbrachte sie zum ersten Mal einen Teil des Jahres im Norden New Mexicos. In ihrem Werk zeigten sich von da an ortstypische Motive: Knochen und Steine, als Fundstücke aus der Wüste, ebenso wie einzigartige geologische Formationen oder die Lehmarchitektur der indianischen Ureinwohner, sogenannte Adobe-Häuser. Ab 1949 lebte sie bis zu ihrem Tod, mit 98 Jahren, in dieser Landschaft. Ihre Bilder davon sind bis heute Inbegriff des amerikanischen Westens.

Emanzipation

Georgia O’Keeffe ist eine der wichtigsten und bedeutendsten amerikanischen Malerinnen des 20. Jahrhunderts. Am Beispiel ihres Werkes wurde die Loslösung der amerikanischen Kunst von der Tradition Europas veranschaulicht. Ihr Leben verdeutlichte aber auch die Emanzipation weiblicher Künstlerinnen und prägte maßgeblich nachfolgende Generationen. Mitverantwortlich für diese einzigartige Position innerhalb der Kunstgeschichte Amerikas war ihre Bekanntschaft und spätere Ehe mit Alfred Stieglitz (1864–1946). Sein Engagement und seine Tätigkeit als ihr Galerist hatten ihre Karriere von Anfang befördert. Als Fotograf schätzte Alfred Stieglitz die junge Georgia O’Keeffe gleichermaßen als Künstlerin wie als Modell.

Die Ausstellung war eine Kooperation mit der Arthemisia Group und dem Helsinki City Art Museum.

Eine deutsche Ausgabe des Katalogs erschien im Hirmer Verlag mit Abbildungen sämtlicher an allen drei Stationen gezeigten Werken und Texten von Barbara Buhler Lynes, Walter Grasskamp, Sarah Greenough, Karin Koschkar, Christiane Lange und Carol Troyen.

Die Ausstellung wurde gefördert durch die Terra Foundation for American Art.

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der Kunsthalle

Dürer, Cranach, Holbein

Die Entdeckung des Menschen: Das deutsche Porträt um 1500
16. September 2011 – 15. Januar 2012

Die Ausstellung stand unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident, a. D. Christian Wulff.

In Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Museum in Wien präsentierte die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München eine Ausstellung zum deutschen Porträt um 1500. Rund 170 hochkarätige Kunstwerke – darunter Gemälde Albrecht Dürers (1471–1528), Lucas Cranachs d. Ä. (1472–1553) und Hans Holbeins d. J. (1497/98–1543) sowie Meisterwerke der Bildhauerei, Numismatik, Grafik und Zeichenkunst – zeigten, wie das Individuum um 1500 ins Zentrum des künstlerischen Interesses gerückt war und Künstler zu Entdeckern und Erfindern des Menschen avancierten.

Das deutsche Porträt im Vergleich

Die Ausstellung widmete sich dem Blick des Künstlers auf den Menschen am Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit im deutschen Sprachraum. Die frühe deutsche Porträtkunst war zuvor noch nie in einer eigens ihr gewidmeten großen Publikumsausstellung thematisiert worden. Denn allzu sehr hatten die Schatten altniederländischer oder italienischer Bildnisse den Blick auf die deutschen Beiträge zum Thema getrübt. Zwar dürfen sich die Niederländer rühmen, mit ihrem Naturalismus die Unverwechselbarkeit in der Abbildung des Menschen erst ermöglicht zu haben, und die Meister Italiens, dass sie durch die Spannung zwischen Idealisierung und Ähnlichkeit den Schönheitsbegriff einer ganzen Epoche, der Renaissance, prägten. Doch gelangte gerade auch die deutsche Bildnismalerei – an der Spitze ihre größten Exponenten: Dürer, Cranach d. Ä. und Holbein d. J. – zu hoch bedeutenden und sehr eigenständigen künstlerischen Leistungen, deren besondere Stärke in der authentischen Erfassung einer Person, gepaart mit der subtilen psychologischen Durchdringung der Dargestellten liegt.

Vielfalt der Einflüsse

Die Anfänge einer Auseinandersetzung mit dem Individuum im 15. Jahrhundert wurden ebenso in den Blick genommen wie die herausragenden Manifestationen der Bilder vom Menschen in der anbrechenden Renaissance. Neuere Forschungsansätze, die Bildnisse mit Hilfe schematisierter Normierungen auf einer sozialhistorischen Ebene deuten, fanden dabei ebenso Berücksichtigung wie die Frage nach Kunstlandschaften oder der stilbildenden Rolle besonders herausragender Künstlerpersönlichkeiten, die im Zentrum der Schau standen. Auch persönliche und regionale Stiltendenzen wurden aufgespürt und anhand aussagekräftiger Exponate veranschaulicht. Neben den Vertretern der frühneuzeitlichen ständischen Gesellschaft repräsentierte die Ausstellung aber auch Personen, die meist nicht als Individuum für darstellungswürdig erachtet wurden, sondern nur als anonyme Gruppe ins Blickfeld der Zeitgenossen gerieten: etwa der niedere Klerus, Mönche, Bauern oder Handwerker. Dabei interessiert der analytische Blick ebenso wie die ironische, bisweilen auch herablassende Perspektive.

genera dicendi

Diese Ausstellung präsentierte hochkarätige Zeugnisse der größten Künstler ihrer Zeit, die verdeutlichen, was zeitgenössische Kunstanschauung als unterschiedliche genera dicendi (also die drei rhetorischen Grundarten) der Kunst verstand: das Erhabene, Bedeutende, für das Dürer steht; das Einfache, Schlichte, für das Cranach eintritt; und schließlich Holbeins bis dahin unerreichte Interpretation der Wirklichkeit, der Raum und Körper so naturgetreu wiederzugeben vermochte, dass sie im Bild greifbar erscheinen – drei sich wechselseitig befruchtende Positionen, die bis heute unser Bild der altdeutschen Kunst bestimmen.

Für die Ausstellung Dürer – Cranach – Holbein stellte die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien selbst wichtige Exponate, bereichert um Werke aus der Kunstkammer und anderen Abteilungen des Hauses. Diese Gruppe war mit hochrangigen Leihgaben europäischer und amerikanischer Sammlungen ergänzt, um den Besuchern einen einzigartigen Dialog mit Altdeutscher Porträtkunst zu ermöglichen.

Die Schau wurde kuratiert von Karl Schütz, dem ehemaligen Direktor der Gemäldegalerie am Kunsthistorischen Museum Wien, und Christof Metzger (KHM), sowie von Christiane Lange und Roger Diederen von der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München. Zur Ausstellung erschien ein umfassender Katalog beim Hirmer Verlag in München, der mit grundlegenden Essays ausgewiesener Experten sowie einzelnen Objektbeschreibungen die präsentierten Werke in ihrem künstlerischen und historischen Kontext eingehend würdigt.

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der Kunsthalle

Kosmos Runge

Morgen der Romantik
13. Mai – 4. September 2011

Œuvre eines jungen Genies

Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München zeigte den Romantiker Philipp Otto Runge (1777–1810). Mit seinem künstlerischen Werk wurde er erstmals außerhalb Hamburgs in einer umfassenden Retrospektive vorgestellt. Fast 300 Werke präsentierten nahezu das gesamte Oeuvre dieses jung verstorbenen Genies.
Runge gilt neben Caspar David Friedrich als wichtigster Begründer der Kunst der deutschen Romantik.

25 Gemälde, über 200 Zeichnungen und 50 Scherenschnitte erlaubten einen Blick in den Kosmos Runge. Sein Streben nach einer neuen Kunst, seine Versuche, für die Ära um 1800 eine adäquate bildnerische Ausdrucksform zu finden, kulminieren in seinem grafischen Hauptwerk zu den Tageszeiten (ab 1803) und dem berühmten Gemälde »Der Große Morgen« (1809). Daneben geben die Porträts ihm nahestehender Freunde und Familienmitglieder tiefe Einblicke in seine Biografie. Die Vielzahl von Skizzen und Zeichnungen, mit denen der Künstler Themen umkreist, erweist sich als Schlüssel zu einem komplexen Bild- und Kunstverständnis.

Vereint im Gesamtkunstwerk

Runge war von der Vision beseelt, Malerei, Dichtung, Musik und Architektur in einem Gesamtkunstwerk zu vereinen und betrat damit künstlerisches Neuland. Mit seinen Gemälden versucht er dem zyklischen Naturverständnis der Romantik ein Bild zu geben. Aber auch viele Selbstbildnisse stellen ein eindringliches Zeugnis seiner intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Person dar, was ihm Ausgangspunkt für ein Verständnis von Transzendenz und Kosmos ist. Mit Kinderdarstellungen, insbesondere Gemälden wie »Die kleine Perthes« (1805) oder die »Die Hülsenbeckschen Kinder« (1805) begründet Runge einen neuen Blick auf das heranwachsende Individuum in der Kunst. Die fragilen Scherenschnitte, Meisterwerke in Naturgenauigkeit wie Abstraktion, dokumentieren seine Vielseitigkeit.

Aufbau der Ausstellung

Diese Retrospektive gliederte sich in zehn Abschnitte, die teilweise nach gattungsspezifischen, teilweise nach thematischen und medialen Gesichtspunkten geordnet war: Auftakt bildeten die Selbstbildnisse sowie Runges Frühwerk und Arbeiten aus seiner Akademiezeit, gefolgt von ersten eigenständigen Kompositionen. Im Kapitel »Bild und Rahmen« ging es um seine Auseinandersetzung mit der romantischen Arabeske. Kern der Ausstellung bildete das Thema der vier Zeiten als Schlüssel zu seinem bildnerischen Denken. Ein Exkurs widmete sich Runges Farbenlehre, bevor als Höhepunkt die Porträts des Künstlers zu sehen war. Es folgten religiöse Werke und Illustrationen zu literarischen Vorlagen; abschließend wurden seine Scherenschnitte und Schattenrisse in großer Fülle ausgebreitet. Darüber hinaus dokumentierten die Ergebnisse eines Forschungsprojekts der Restaurierungsabteilung der Hamburger Kunsthalle neueste Erkenntnisse zur Maltechnik von Philipp Otto Runge.

Aufgrund der besonderen Fragilität seiner Werke ist Runges Kunst außerhalb Hamburgs selten gezeigt worden. Anlässlich des 200. Todesjahrs des Künstlers hatten Markus Bertsch, Jenns Howoldt und Andreas Stolzenburg, Kuratoren der Hamburger Kunsthalle, diese umfangreiche Ausstellung für Hamburg und München erarbeitet. Nach dem großen Erfolg der Retrospektive in Hamburg, wo sie vom 3.12.2010 bis 13.3.2011 zu sehen war, haben wir uns ganz besonders gefreut diesen wegweisenden Neuerer der Romantik erstmals in großem Umfang in München vorstellen zu können. Im Hirmer Verlag München ist ein umfassender Katalog mit Abbildungen aller ausgestellten Werke erschienen.

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der Kunsthalle

Orientalismus in Europa

Von Delacroix bis Kandinsky
28. Januar – 1. Mai 2011

Beeinflusst vom Orientalismus

Die große Ausstellung Orientalismus in Europa: Von Delacroix bis Kandinsky zeigte mit rund 150 Gemälden und Skulpturen die vielfältigen Auseinandersetzungen von fast 100 westeuropäischen Künstlern mit dem islamischen Orient, Nordafrika und dem Nahen Osten.

Das Projekt setzte beim Ägyptenfeldzug Napoleons (1798–1801) an und führte bis hin zur Moderne des frühen 20. Jahrhunderts. Meisterwerke von Ingres, Delacroix, Gérôme, und Sargent, bis zu Renoir, Klee und Kandinsky stellten den Orientalismus als vielfältiges künstlerisches Thema dar, das Stilrichtungen, künstlerische Positionen und nationale Grenzen überschreitet. Auch von weniger bekannten Künstlern gab es Großartiges zu entdecken, wie zum Beispiel Arbeiten von Lawrence Alma Tadema, Gustave Bauernfeind, Jaroslav Čermák, Henri Evenepoel, Fabio Fabbi, Osman Hamdi Bey, John Frederick Lewis, Alberto Pasini, Edward Poynter und José Villegas y Cordero.

Vielfalt der Faszination Orient

Eine Ausstellung, die sich einer derart vielseitigen und komplexen Materie widmet, musste selbstverständlich neben den zahlreichen künstlerischen Betrachtungsweisen auch die sozialen, politischen, ethnischen und religiösen Aspekte berücksichtigen. Die Faszination für die kontinentübergreifende geografische Region beherrscht vom osmanischen Reich, existiert in der westlichen Welt schon so lange es Kenntnis von deren Kulturen und Handel mit ihnen gibt. Im 19. Jahrhundert ändern sich die Verhältnisse jedoch grundlegend. Bis dahin bezog sich der Orientalismus überwiegend als höfische Kunstform auf die so genannten Turqueries oder Chinoiseries, doch nur die wenigsten Künstler kannten ihre Ursprungsländer. Mit dem Ägyptenfeldzug Napoleons setzt in ganz Europa eine wahre »Ägyptomanie« ein. Mit der französischen Armee reisen 167 Forscher und Künstler, die in der Folge nicht nur neue wissenschaftliche Disziplinen, sondern auch einen neuen Orientalismus in der Kunst auslösen.

Entdeckung des Orients

Viele Künstler reisen nun als offizielle Gesandte westlicher Regierungen oder auf eigene Initiative an die verschiedensten Originalschauplätze, um die als ursprünglich empfundenen Kulturen zu dokumentieren. Manche lassen sich sogar dauerhaft dort nieder. Ihre Gemälde und Fotografien fördern ihrerseits weiteren Tourismus und prägen ein ganz bestimmtes Bild des Orients, das im Zeitalter des Kolonialismus stark von Überheblichkeit geprägt ist. Die einen erhoffen sich die sinnlichen Freuden aus 1001 Nacht, die sich in den vielen gemalten Drogen- und Haremsfantasien niederschlagen. Andere fasziniert die Emotionalität einer bislang als bedrohlich empfundenen »barbarischen« Kultur. Auch islamische Städte in Südspanien werden im 19. Jahrhundert wiederentdeckt und lösen große Neugier auf den Orient aus.

Für akademische Künstler steht die Suche nach den Wurzeln der Zivilisation im Vordergrund, was nicht nur die klassischen Denkmäler, sondern auch die als seit der Zeit Jesu Christi unverändert angenommenen Landschaften einschließt, um somit historische und biblische Gemälde realistischer darstellen zu können. Die unendliche Weite der Wüste bietet eine ganz eigene künstlerische Herausforderung. Auch neue Forschungsgebiete wie Ethnographie und Anthropologie finden ihren Widerhall in der Kunst. Zum Abschluss der Ausstellung wurden Werke einiger Künstler der Moderne präsentiert, die sich dem Reiz des Orients ebenfalls nicht entziehen konnten und das Thema in eine neue Bildsprache überführten.

Herausforderung des Dialogs

Es ist immer eine Herausforderung, sich in die Wahrnehmung der Zeitgenossen dieser Kunstwerke einzufühlen und den Intentionen ihrer Schöpfer nachzuspüren, besonders weil wir gegenwärtig wieder einer ähnlichen Situation gegenüberstehen: In unserer globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts prallen Ost und West mit ihren unterschiedlichen Wertvorstellungen noch immer aufeinander und man vermisst bei Diskussionen um Burkas oder Minarette unsere ursprüngliche Faszination für diese fremden Kulturen. Als eine Ausstellung, die den Blick des Westens auf den Orient dokumentiert, zeigte sie also nicht nur wunderbare Kunstwerke, sondern auch die Geschichte von Konflikten und Projektionen. Ziel war es die vielfältigen Facetten dieser Thematik sichtbar zu machen, um heutige Positionen verständlicher werden zu lassen.

Die Ausstellung war eine Kooperation zwischen der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung und den Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel, wo sie vom 15. Oktober 2010 – 9. Januar 2011 zu sehen war, sowie den Musées de Marseille in Zusammenarbeit mit der Réunion des musées nationaux. Die Präsentation in Marseille fand im Centre de la Vieille Charité vom 27. Mai – 28. August 2011 statt.

Zur Ausstellung erschien ein Katalog beim Hirmer Verlag in München, herausgegeben von Roger Diederen und Davy Depelchin. Mit Beiträgen von Roger Benjamin, Jan de Hond, Robert Irwin, Isabelle Lemaistre, Peter Benson Miller, Christine Peltre und Eugène Warmenbol (312 Seiten, 238 Abbildungen).

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Zur aktuellen Ausstellung

der Kunsthalle

Giacometti, Hodler, Klee …

Höhepunkte der Schweiz aus sieben Jahrhunderten
17. September 2010 – 9. Januar 2011

Das Kunstmuseum Bern ist das älteste Museum der Schweiz mit einer permanenten Sammlung. Im Herbst 2010 konnten 166 Meisterwerke aus dem Bestand dieses Hauses in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München gezeigt werden. Ausgewählt wurden Gemälde, Papierarbeiten und Skulpturen von 62 Schweizer Künstlern. Die Auswahl repräsentierte nicht nur die Sammlung des Kunstmuseums, sondern spiegelte auch die Entwicklung der Kunst unseres Nachbarlandes.

Typisch Schweiz

Lässt sich mit einem Blick über die Jahrhunderte etwas spezifisch Schweizerisches feststellen? Können bestimmte Sujets oder Formensprachen für ein Land aus der Summe seiner Kunstwerke herausgefiltert werden? Wie definiert man eine nationale, eine Schweizer Kunst? Sind es Werke von Künstlern, die in Schweizer Kantonen geboren wurden, auch wenn sie an ganz anderen Orten lebten und außerhalb ihrer Heimat Ruhm erwarben? Müssten nicht auch solche Arbeiten gezeigt werden, deren Schöpfer in der Schweiz wirkten und dort Schule machten, selbst wenn sie keinen eidgenössischen Pass erhielten? Die Ausstellung stellte sich bewusst diesen Fragen und erlaubte jedem Besucher, anhand einer Vielzahl von Meisterwerken einen neuen Blick auf die »Schweizer Kunst« zu werfen.

Vom Beginn der Eidgenossenschaft bis in die 1960 Jahre

Die Ausstellung begann mit einer Altartafel aus dem Jahr 1505, kurz nachdem die Eidgenossenschaft als vom Heiligen Römischen Reich unabhängig anerkannt wurde. Porträts aus dem 16. bis 18. Jahrhundert (darunter von Joseph Heintz d. Ä. und Jean Étienne Liotard) zeigten, wie stark der Protestantismus die Bildkunst der Alpenrepublik beeinflusste. Majestätische Bergpanoramen (Caspar Wolf bis Alexandre Calame) reflektierten die Idee eines Nationalstaats, wie ihn Schillers »Wilhelm Tell« (1804) verklärt und wie er seit 1848 auch völkerrechtlich anerkannt wurde.

Künstlerräume von Albert Anker und Karl Stauffer-Bern über Giovanni Segantini und Arnold Böcklin bis zu Ferdinand Hodler und Félix Vallotton verdeutlichten eine unabhängige künstlerische Entwicklung, die auch außerhalb der Kantonsgrenzen an Bedeutung gewann. Von Hodler allein waren 13 Gemälde zu sehen, darunter seine symbolistischen Hauptwerke Der Tag und Die Nacht sowie Der Auserwählte und Eurythmie. Schon diese außergewöhnliche Hodler-Präsentation lohnte einen Ausstellungsbesuch.

Mit der Familie Giacometti – den Vettern Augusto und Giovanni (dem Vater Albertos) – und Cuno Amiet wurde die Schweizer Auseinandersetzung mit dem Neoimpressionismus verdeutlicht. Louis-René Moilliet und Johannes Itten vertraten als Mitglieder des Blauen Reiter beziehungsweise des Bauhauses weitere künstlerische Entwicklungslinien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Ersten Weltkrieg fand Ernst Ludwig Kirchner in Davos die Ruhe, seine zweite Karriere aufzubauen. Mit seinem Spätstil prägte er die Schweizer Kunst.

Mitte der 1920er Jahre begründet der Kreis um André Breton in Paris eine neue Geisteshaltung. Der Surrealismus öffnet der Kunst die Welt des Unterbewussten und gibt Außenseitern wie Adolf Wölfli eine Plattform. Berühmtester Bildhauer des Surrealismus wird der junge Schweizer Alberto Giacometti, der nach der Krise des Zweiten Weltkriegs jedoch eine unabhängige Entwicklung einschlägt. Ebenso ein Einzelgänger ist Paul Klee, der mit 16 Arbeiten in dieser Ausstellung vertreten war, was die besondere Bedeutung dieses in Bern geborenen Künstlers in seiner Heimatstadt hervorhebt.

Werkgruppen von Sophie Taeuber-Arp und Meret Oppenheim zeigten, welch wichtige Rolle in der Schweizer Kunst auch Frauen spielen. Eine Tradition, auf die die international gefeierte Pipilotti Rist aufbaut.

Parallel zu den gegenständlichen Versuchen, die Kunst zu erneuern, entwickeln sich ab 1910 auch überall abstrakte Avantgarden, wie die Konstruktivisten in der Sowjetunion oder De Stijl in Holland. Ziel der Konkreten Kunst ist es, den Bildinhalt vom rein Gegenständlichen, Erzählerischen zu befreien und in eine Darstellung von Struktur zu überführen. Hier zeigen sich die Schweizer Künstler wie Max Bill als Zeitgenossen einer Europäischen Moderne. Spätestens jetzt kann man nicht mehr von einer Schweizer Kunst sprechen, sondern von einer internationalen Moderne.

»… [es scheint] fast, die Schweiz wäre von Gott für die Moderne vorbestimmt gewesen. Das Saubere, Sachliche und Berechenbare – die gediegene Seite der Avantgarde – scheint in die Schweizer Mentalität eingeflösst seit der Erschaffung der Alpen.«
Beat Wyss

Die Kehrseite dieser Schweizer Ordentlichkeit ist das Existentiell-Abgründige. Künstler wie Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Dieter Roth verdeutlichen helvetische Doppelbödigkeit. Sie loten in der Nachfolge von DaDa im prozesshaften Erfahren von Wirklichkeit den Kunstbegriff aus und verwandeln Banales, ja Abstoßendes wie Müll oder Exkremente in Kunst. An internationalen Bewegungen wie Nouveau Réalisme, Eat Art, Fluxus und Happening sind so auch stets Schweizer beteiligt.

Parallel wird in den 1960er Jahren die Darstellung einer gegenständlichen Welt für viele Künstler wieder interessant. Sie bestimmen das Verhältnis von Fotografie und Malerei neu und auch hier zeigte sich mit Franz Gertsch der internationale Bezug zum amerikanischen Fotorealismus, der mit der Pop Art den Abstrakten Expressionismus ablöst.

Die Auswahl der Werke für diese Ausstellung wurde von Roger Diederen, Matthias Frehner und Christiane Lange getroffen. Im Anschluss an die Präsentation in München zeigte das Kunstmuseum Bern diese Zusammenstellung auch im eigenen Haus. Ab September 2011 wurde die Schau dann in konzentrierter Form noch im Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design in Oslo gezeigt.

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der Kunsthalle

Courbet, Hopper, Gursky …

Realismus: Das Abenteuer der Wirklichkeit
11. Juni – 5. September 2010

Wahrnehmung der Wirklichkeit

Als Gustave Courbet 1853 seine Protestausstellung gegen den offiziellen Salon mit dem programmatischen Titel »Réalisme« überschrieb, eröffnete er der Kunst ein ganz neues Feld, das bis heute vielfältige künstlerische Möglichkeiten bietet. Die Frage nach der Realität und der Wahrnehmung der Wirklichkeit wurde seitdem zum wichtigsten Thema der Moderne, selbst wenn schon zuvor in der Kunstgeschichte Strategien entwickelt wurden, die äußere Erscheinung der Welt und der Dinge in höchster Präzision darzustellen. Seit jeher haben Künstler Vorstöße gemacht, diese Erscheinungen ins Bild zu transformieren, als sei es die Wirklichkeit selbst. Aber erst mit der Moderne werden die Vergeblichkeit dieses Bemühens und der Zweifel an der Darstellbarkeit der Realität zum eigentlichen Thema der Kunst. Objektivität wird zum Paradox. In gleicher Weise, wie diese Erkenntnis verunsichert, ist sie auch befreiend, zeigt sie doch das erfrischende Unvermögen, die Welt in einem Bild zu begreifen und festzuhalten.

Realistische Motive

In dieser umfangreichen Übersichtsausstellung, die sich mit dem komplexen wie faszinierenden Phänomen des Realismus beschäftigte, war das verbindende Element der ausgewählten Kunstwerke die hochgradig glaubwürdige, objektive und detailgenaue Imagination der sichtbaren Wirklichkeit. Perspektive und Schatten, Anatomie und Raum, Oberfläche und Atmosphäre stimmen in hohem Maße mit den Erfahrungen der Wirklichkeit überein. In acht Kapiteln wurden jeweils fünfzehn bis zwanzig Künstlerpositionen gezeigt. Diese waren: Stillleben: Die Welt der Dinge; Das Interieur: Aura und Magie des Raums; Die Stadt: Lebensraum und Bühne;Landschaftsdarstellungen: Raum und Zeit; Das moderne Historienbild: Konstrukt oder Zeugnis; Das Genrebild: Dokument oder Inszenierung? Das Porträt: Grenzen des Sichtbaren; Der Akt: Natürlichkeit oder Pose. Jedes Kunstwerk konnte in den Dialogen seine Eigenart besonders gut zur Entfaltung bringen, ohne auf ein kulturhistorisches Dokument reduziert zu werden. Der Betrachter wurde somit motiviert, über historische Grenzen hinweg Fragen nach der Darstellbarkeit von Wirklichkeit und der Funktion von Kunst bei der Konstruktion von Realität nachzugehen.

Vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Die Ausstellung »Realismus – Das Abenteuer der Wirklichkeit« hat einen weiten Bogen vom Realismus des 19. Jahrhunderts über die Neue Sachlichkeit, die Pop-Art und den Fotorealismus der 1960er Jahre bis zur Kunst der Gegenwart gesponnen. Der Fokus der über 180 Kunstwerke war auf präzise und detailgenaue Auseinandersetzungen mit der Wirklichkeit gerichtet. Von malerischen und expressiven Tendenzen des Realismus wurde dagegen bewusst abgesehen. Kunstwerke aus allen Medien, Malerei, Fotografie, Skulptur, Videokunst und Grafik von über 120 internationalen Künstlern wurden einander gegenübergestellt. Unter den Künstlern fanden sich berühmte Klassiker wie Gustave Courbet, Edward Hopper, Christian Schad oder Duane Hanson sowie eine Reihe international renommierter Künstler der Gegenwart von Gerhard Richter bis Andreas Gursky, aber auch junge Positionen, die es zu entdecken galt.

Die Ausstellung von Nils Ohlsen und Christiane Lange entstand in Zusammenarbeit der Kunsthalle Emden und der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung. In Emden war sie vom 23. Januar bis 24. Mai 2010 zu sehen. Im Anschluss an die Münchner Präsentation ging »Realismus – Das Abenteuer der Wirklichkeit« in leicht veränderter Form in die Kunsthalle Rotterdam.

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der Kunsthalle

Maharaja

Pracht der indischen Fürstenhöfe
12. Februar – 24. Mai 2010

Die Kunsthalle zeigte, als Partner des Victoria and Albert Museums, als einziger Ort neben London diese außergewöhnliche Präsentation. Es war die erste Schau, die einen umfassenden Blick auf die Welt der Maharajas und ihre einzigartig reiche Kultur warf. Die Ausstellung zeigte mehr als 250 herausragende Objekte; viele kamen zum ersten Mal nach Europa und stammen aus Indiens Herrschersammlungen. Darunter drei Throne, eine Sänfte – angefertigt aus vergoldetem Silber, mit Edelsteinen besetzte Waffen, Gemälde, Fotografien, indischer Turbanschmuck und Schmuck, der bei Cartier und Van Cleef & Arpels im 20. Jahrhundert in Auftrag gegeben wurde.

Die Ausstellungsgegenstände stammten aus drei Jahrhunderten und umspannten den Zeitraum vom 18. Jahrhundert, dem Beginn der großen Ära der Maharajas, bis 1947, dem Ende der britischen Herrschaft in Indien. Damit wurde der geschichtliche und gesellschaftliche Wandel der Rolle der Maharajas wie auch ihr Einfluss als Kunstmäzene Indiens und Europas anhand ebenso seltener wie schöner Stücke veranschaulicht.

Seltene Einblicke

Die königlichen Sammlungen von Udaipur und Jodhpur stellten einige herausragende Gemälde und Objekte als Leihgaben zur Verfügung. Ein weiteres Objekt, das zum ersten Mal in Europa zu sehen war, war das Kollier von Patiala, Teil des größten Einzelauftrags, den Cartier jemals ausführte. Das Kollier wurde 1928 fertig gestellt und im Jahr 2002 restauriert; es fasste ursprünglich 2.930 Diamanten und kam auf fast 1000 Karat.

Den Auftakt der Ausstellung machte eine Prozession mit lebensgroß nachgebildeten Elefanten und Pferden, die prächtig geschmückt die silberne Sänfte eines Maharajas trugen und so einen Eindruck eines solch bombastischen indischen Umzugs geben konnten.

Danach wurde das Herrschermodell Indiens um 1800 und die Rolle der Maharajas als spirituelle und militärische Führer, Politiker und Mäzene anhand von außer-gewöhnlichen Exponaten vorgestellt. Die Symbole ihres Standes waren unter anderem ein »Gaddi« (Thron) aus Udaipur, aufwendig gearbeiteter Turbanschmuck, Zeremonienschwerter wie auch ein goldener, mit Diamanten besetzter »Ankus« (Treibstock für Elefanten). Eine Sänfte aus Jodhpur trug die Maharani (Frau des Maharajas) und erlaubt den seltenen Einblick in das Leben der Frauen in den Palästen. Das Innere der Sänfte war mit originalen Drucken und Kissen ausgestattet.

Wandel im Indien des 18. und 19. Jahrhunderts

Anschließend erzählte die Ausstellung von der Machtverschiebung und dem kulturellen Wandel im Indien des 18. und 19. Jahrhunderts. Der Zerfall des Mogulreichs führte zu einer Zeit politischen Umbruchs, in der rivalisierende indische Herrscher Land für sich beanspruchten. Zu bewundern waren hier der goldene Thron des Maharajas Ranjit Singh wie auch die Waffen und die Rüstung von Tipu Sultan von Mysore und des Maratha-Herrschers Yeshwant Rao Holkar von Indore. Diese Ära war auch geprägt von der raschen Ausweitung der territorialen Interessen der Britischen Ostindien-Kompanie, was zu einer Vermischung englischer und indischer Kultur führte. Diese spiegelte sich deutlich in Objekten wie dem »Spode« Tafelservice und einem Stuhl wider, der für den Nawab (Herrscher) von Awadh im Stil des »Ägyptischen Revival« entworfen wurde.

Das nächste Kapitel widmete sich den imperialen Versammlungen, den so genannten Durbars des Raj, was großformatige Gemälde und seltenes Filmmaterial anschaulich machten. Dieser Teil der Ausstellung zeigte auch einen Teppich aus Perlen, Rubinen, Smaragden und Diamanten, der für den Maharaja von Barod gewebt und auf dem Durbar im Jahr 1903 ausgestellt wurde.

Der Europäische Einfluss

Der letzte Teil der Ausstellung befasste sich mit der Rolle der »modernen« Maharajas während der Zeit des Raj und dem zunehmend europäischen Einfluss auf ihr Leben. Fotografen und Künstler wie Man Ray, Cecil Beaton oder Rja Ravi Varma dokumentierten mit Porträts von Maharajas und ihrer Frauen sowohl in indischer als auch europäischer Kleidung diesen Wandel.

Das Mäzenatentum der Maharajas bescherte europäischen Unternehmen die größten Aufträge und brachte luxuriöse Arbeiten hervor. Beispiele dafür waren Saris von einem führenden französischen Haute-Couture-Designer, ein Kostüm von Madeleine Vionnet, ein Kollier mit Diamanten und Smaragden von Van Cleef & Arpels und ein Reisekoffer von Louis Vuitton.

Die Maharajas waren auch die Förderer der sich damals entwickelnden europäischen Avantgarde. Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen war Mobiliar im Stil des Art Deco, das in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vom Maharaja von Indore für seinen Palast in Auftrag gegeben worden war. Auch architektonische Entwürfe für den Palast Umaid Bhawan, eine moderne Residenz, die auf Wunsch des Maharajas von Jodhpur erbaut wurde, war zu sehen.

Diese Ausstellung belegte, dass Indiens Herrscher nicht nur bedeutende Kunstmäzene im eigenen Land, sondern auch im Westen waren. Gleichzeitig wurde die faszinierende geschichtliche Entwicklung der Rolle der Maharajas vom frühen 18. Jahrhundert bis zu den letzten Tagen des Raj erzählt.

Anlässlich der Ausstellungseröffnung in München war His Highness Maharana Arvind Singh Mewar of Udaipur anwesend.

Die Ausstellung stand unter der Schirmherrschaft des indischen Botschafters in Deutschland und des deutschen Botschafters in Indien.

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der Kunsthalle

Alfons Mucha

Meister des Jugendstils Retrospektive
9. Oktober 2009 – 24. Januar 2010

Das Universaltalent

Nach Präsentationen im Wiener Belvedere und dem Musée Fabre in Montpellier zeigte die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung die einzigartige Retrospektive des tschechischen Künstlers Alfons Mucha (1860–1939). Der vor allem durch seine Plakatentwürfe, Buchillustrationen und Schmuckkreationen weltberühmte Repräsentant des Jugendstils hier in einem neuen Licht gezeigt wurde. Wie kaum ein anderer bewegte sich Mucha gleichzeitig in verschiedenen Kunstgattungen. So schuf er auch bedeutende Pastell- und Kreidezeichnungen, die sich fernab jeglicher dekorativer Formensprache bewegen und widmete sich ambitionierten Malereiprogrammen. Die wahre künstlerische Größe Muchas entfaltet sich neben seinen kurvilinearen Umrissen und der für ihn typisch verhaltenen Farbigkeit vor allem auch darin, wie er oftmals düstere Kapitel der Menschheitsgeschichte oder religiöse Themen visualisierte. Die über 200 Gemälde, Zeichnungen, Plakate, Juwelen, Stoffe, Skulpturen, Bücher und Objekte dieser Ausstellung fächerten die beeindruckende Vielfalt seiner künstlerischen Ausdrucksformen auf und verdeutlichten damit die Genialität Muchas.

Von der Ablehnung zum grenzenlosen Erfolg

Nachdem Mucha 1878 das Eintrittsexamen an der Prager Kunstakademie nicht bestand, übersiedelte der junge Künstler 1879 nach Wien, wo er bis 1881 als Kulissenmaler tätig war. Neben dem Zauber des Theaters beeinflusste ihn die mondäne Kunst des Wiener Malerfürsten Hans Makart (1840–1884), was in dieser Ausstellung mit einem erst jüngst wiederentdeckten großformatigen Wandgemälde Makarts anschaulich wurde. Nach einem zweijährigen Studienaufenthalt in München (1885–1887) zog Mucha 1889 nach Paris, wo er mit seinen Plakatentwürfen, insbesondere für die Schauspielerin Sarah Bernhardt (1844–1923), weit über die Grenzen Frankreichs hinaus Ruhm und Ansehen erwarb.

Mucha und die Pavillons

Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehörten die Rekonstruktion des Pavillons Bosnien-Herzegowina (1900) für die Weltausstellung in Paris, sowie die Präsentation von zwei monumentalen Gemälden aus dem vielteiligen »Slawischen Epos« (1910–1926). Diese Werkzyklen in Muchas künstlerischem Schaffen wurden zuvor wenig wahrgenommen. Dabei zählen seine für die unterschiedlichen Pavillons und Länder geschaffenen Beiträge zur Pariser Weltausstellung 1900 sicherlich zu den bedeutendsten Arbeiten Muchas. Nachdem er seine eigenen Pläne für einen »Pavillon de l’Homme« nicht realisieren konnte, erhielt der Künstler die Gelegenheit, mit den monumentalen Wandmalereien für den Pavillon Bosnien-Herzegowina letztlich doch einen wichtigen Beitrag für das Pariser Großereignis der Jahrhundertwende zu liefern. Auf mehr als 250 Quadratmetern Leinwand schilderte er die Geschichte der beiden einstmals osmanischen Provinzen, die 1878 in Folge des Berliner Kongresses von Österreich-Ungarn besetzt worden waren. Der Großteil dieser Wandbilder ist erhalten und war erstmals innerhalb der maßstäblich rekonstruierten Zentralhalle des Pavillons wieder zu sehen.

Obwohl Paris um die Jahrhundertwende immer noch als künstlerisches Zentrum galt, entschloss sich Mucha nach mehreren Besuchen in den Vereinigten Staaten, Frankreich 1910 für immer zu verlassen und wieder in sein Heimatland zurückzukehren. Ausschlaggebend für diesen Schritt war sicherlich nicht nur sein schwindender Erfolg in Paris, sondern auch ein Auftrag der Stadt Prag zur Gestaltung des Primatorensaals im Prager Repräsentationshaus »Obecní Dum« (1912). Auch Gemälde zu diesem Dekorationsprogramm sind in der Ausstellung zu sehen.

Rückkehr in die Heimat

Mucha hegte schon lange den Wunsch monumentale Werke zu schaffen, die sich mit der Geschichte seines Heimatlandes und den großen Themen der Menschheit auseinandersetzen. Die Unterstützung des amerikanischen Mäzens Charles R. Crane (1858–1939) ermöglichte ihm dann die Realisierung eines Zyklus mit 20 großformatigen Darstellungen zur Geschichte der Slawen: das so genannte »Slawische Epos« (1910–1926). Als Geschenk für die Stadt Prag konzipiert, befindet es sich derzeit in einem Schloss in Moravský Krumlov, unweit von Wien. In der Ausstellung waren zwei der Gemälde, sowie eine Anzahl von Skizzen, Studien und Übertragungszeichnungen der Serie zu sehen. Diese monumentalen Hauptwerke verdeutlichen nicht nur eine neue Entwicklung im künstlerischen Werdegang Muchas, sondern bilden letztlich die Synthese all seines bisherigen Schaffens und verschmelzen darin gleichzeitig seine Vorstellungen von der Rolle der slawischen Völker innerhalb Europas.

Wir danken unseren tschechischen Partnerinstitutionen dafür, dass diese wesentlichen Werkkomplexe erstmals in solchem Umfang ausgestellt werden können. Die Leihgaben für den Pavillon Bosnien-Herzegowina stammten aus den Sammlungen des Museums für angewandte Kunst, Prag sowie dem Musée d’Orsay, Paris. Die Gemälde des »Slawischen Epos« und des Primatorensaals in Prag waren Leihgaben der Galerie Hlavního Mesta Prahy (Galerie der Hauptstadt Prag). Eine solch umfassende Präsentation von Muchas Oeuvre wäre natürlich ohne die großzügige Unterstützung des Mucha Trust undenkbar gewesen. Ihm gilt unser Dank ebenso wie den zahlreichen internationalen öffentlichen und privaten Sammlungen, die uns Werke als Leihgaben zur Verfügung gestellt haben. Wir freuen uns, mit dieser internationalen Ausstellungskooperation eine neue Sicht auf diesen wahrhaft europäischen Künstler präsentiert zu haben.

Dr. Jean-Louis Gaillemin hat als Kurator dieses Projektes gemeinsam mit Dr. Roger Diederen, Kurator der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, die Ausstellung für München zusammengestellt.

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der Kunsthalle

Jean Dubuffet

Ein Leben im Laufschritt
19. Juni – 13. September 2009

Die umfangreiche Retrospektive zu Jean Dubuffet zeigte über 150 Gemälden, Papierarbeiten und Skulpturen. Bis auf zwei Präsentationen in der Grafischen Sammlung in München (1966 und 1983) wurde dem Künstler im süddeutschen Raum zuvor keine Ausstellung gewidmet. Daher war es höchste Zeit, Jean Dubuffet (1901-1985) in München erstmals in einer groß angelegten Retrospektive dem breiten Publikum vorzustellen. Sein Werk »im Laufschritt« zu präsentieren, entsprechend dem Titel seiner kurz vor seinem Tod verfassten Autobiografie, war der Versuch einen Eindruck vom geistigen Tempo dieses Künstlers zu geben, welcher weit mehr war als ein Maler und Bildhauer, nämlich gleichermaßen Schriftsteller, Dichter und Philosoph.

high and low culture 

Jean Dubuffet ist einer der wichtigsten Impulsgeber in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Seine Vermittlerrolle zwischen der Poesie eines Paul Klee oder Max Ernst und den sensiblen Oberflächen der informellen Malerei der 50er Jahre wurde von seinen Künstlerkollegen zu allen Zeiten wahrgenommen und geschätzt. Durch sein Interesse für das Abseitige, wie die Kunst von Außenseitern oder das Erkennen des kreativen Potentials von Straßenkunst, hat er bis heute die allgemeine Wahrnehmung verändert. Er schätzt und sammelt solche Werke und prägt für diese ursprünglichen Ausdrucksformen den Begriff »Art Brut«, der bis auf das revolutionäre Potential jedoch nichts mit seiner eigenen, sehr intellektuellen Herangehensweise an die Kunst zu tun hat. Die einstmals schockierende Bildsprache von Graffities und Schmierereien auf Pissoirs oder Häuserwänden findet in seinen Werken zu einer neuen Ästhetik. Das heute so zeitgemäße Verschränken von »high and low culture« findet bei Dubuffet ihren Ausgangspunkt.

Material-Vielfalt

Nach mehreren Anläufen wendet sich Dubuffet Mitte der 40er Jahre endgültig der Kunst zu. Die Ausstellung setzte mit Arbeiten dieser Jahre ein und führte mit signifikanten Gruppen seiner verschiedenen Werkphasen durch das gesamte Oeuvre. Zu den figurativen Anfängen seiner Marionettes de la ville et de la campagne gesellten sich alsbald aus Sand, Gips und Teer gespachtelte, geknetete, geradezu »gekochte« Materialbilder. Sie zeigen die Menschen aus Paris und nach seinen Sahara-Reisen auch aus der Wüste. Die geradezu gewalttätig aufgewühlten Leiber seiner Corps de dames markieren mit ihren sensiblen Oberflächenstrukturen einen Übergang zu den völlig ungegenständlichen aber konkreten »Texturologies« und »Matériologies«. Diese zellenartigen, manchmal mikroskopisch anmutenden Célébrations du sol verwandeln sich nach der Rückkehr des Künstlers von der Côte d’Azur nach Paris ab den 60er Jahren zu grell leuchtenden Bildern des »Paris Circus«. Nun erst beginnt in den Augen von Dubuffet erst seine abstrakte Phase: Der Künstler erfindet nach seinen Materialitäten nun eine geistige Welt, die ausschließlich aus den Farben Rot und Blau und den Unfarben Weiß und Schwarz besteht. Diese virtuelle Welt des Hourloupe wird mit der Zeit konsequent dreidimensional, begehbar und schlussendlich sogar mit Schauspielern in Coucou Bazar bevölkert. In den 70er Jahren collagiert der Künstler in einer Art Rückschau auf das eigene Werk ein Théâtres de mémoire. Ehe sich in den letzten Lebensjahren seine Welt in Sites (Gegenden), Mires (Blickpunkte) und schließlich Non-lieux (Nicht-Orte) auflöst.

Kunst muss den Geist anrempeln um ihn in Bewegung zu versetzen

Die Ausstellung zeigte Schlüsselwerke all dieser Phasen und verdeutlichte die organische Entwicklung, die das Werk Dubuffets von Figuration zur Abstraktion und wieder zurück zur Figuration durchzieht. Immer wieder hat Dubuffet gefordert, »Kunst müsse den Geist anrempeln um ihn in Bewegung zu versetzen«. Er gibt dieser Forderung Ausdruck in unverbrauchten Medien und ungewohnten Formen innerhalb seines Schaffensprozesses. Dabei geht es ihm vor allem darum, das Andere und Neue realisierbar werden zu lassen.

Ausgehend vom selten gezeigten Bestand der Sammlung Viktor und Marianne Langen, der größten Jean Dubuffet Sammlung in Deutschland, war es der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung gelungen, mit intensiver Unterstützung der Fondation Dubuffet in Paris, eine Auswahl zu treffen, welche das gesamte Schaffen des französischen Künstlers vorgestellt hat. Wichtige Leihgaben aus Museen wie dem Centre Pompidou, dem Musée des Arts décoratifs Paris, der Neuen Nationalgalerie in Berlin und zahlreichen Museen, Galerien und Privatsammlungen aus ganz Europa konnten für die Ausstellung gewonnen werden.

Vorangegangen war der Münchner Ausstellung eine wesentlich kleinere Präsentation in der Langen Foundation in Neuss. Diese erste Einzelschau setzte mit ca. 50 Gemälden Dubuffets den Akzent auf wichtige Arbeiten aus der Sammlung Viktor und Marianne Langen.

Nach der großen Retrospektive in München wurden vom 29. September 2009 bis 10. Januar 2010 insgesamt 30 ausgewählte Gemälde und Papierarbeiten aus einigen Schaffensphasen im Museum Lothar Fischer in Neumarkt gezeigt. Dort traten sie mit den Werken des Münchner SPUR-Künstlers Lothar Fischer, der Dubuffet kannte und sein Schaffen außerordentlich schätzte, in einen Dialog.

Im Literaturhaus München wurde zeitgleich zu der Ausstellung in der Münchner Kunsthalle die Ausstellung »Jean Dubuffet – Leben und Bücher« gezeigt. Im Mittelpunkt standen dabei seine Künstlerbücher, die ihn gleichermaßen als Dichter, Zeichner und Schriftsteller ausweisen.

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